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KoKoPa

Kommunikationskompetenzen chronisch kranker Patienten im Hinblick auf die Interaktion mit Behandlern (KoKoPa)

Förderschwerpunkt Versorgungsnahe Forschung: Chronische Krankheiten und Patientenorientierung

Zahlreiche Studien belegen, dass eine funktionierende Patient-Behandler-Kommunikation mit Adhärenz, einer besseren Bewertung der Patient-Behandler-Beziehung sowie besseren medizinisch-therapeutischen Outcomes verbunden ist. Obwohl sowohl Behandler als auch Patient Verantwortung für das Gelingen der Verständigung tragen, gibt es vergleichsweise wenige Studien zu Kommunikationskompetenzen von Patienten und Ansätze zur Förderung dieser Kommunikationskompetenzen. Allerdings wurden in der letzten Zeit international verstärkt patientenseitige Kommunikationstrainings konzipiert und evaluiert. Die Befundlage zeigt, dass viele Interventionen, auch wenn sie relativ einfach gehalten sind, Effekte auf-weisen und dass manche Interventionen wirksam sind, ohne die Dauer der Patient-Behandler-Gespräche zu verlängern.

Die zentralen Zielsetzungen dieses Projekts waren die Erlangung eines besseren Verständ­nisses von patientenseitigen Kommunikationskompetenzen und die darauf aufbauende Konzeption einer Patientenschulung zur Förderung von Kommunikationskompetenzen. Das Projekt bestand aus drei qualitativen Teilstudien (Qualitative Studien 1, 2 und 3), zwei quantitativen Teilstudien (Quantitative Studien 1 und 2) und einem Pilotdurchlauf der Schulung.

Die Analyse von neun leitfadengestützten Fokusgruppen mit Patienten in der qualitativen Studie 1 zeigte, dass für alle drei beteiligten Patientengruppen (Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, chronisch-ischämischer Herzkrankheit und Brustkrebs) „Allgemeiner Kommunikationsstil“, „Fragen stellen“ und „Aktiver und partizipierender Patient sein“ unter den häufigsten Antwortbereichen sind. Ob aktive Verhaltensweisen auch Einfluss auf die Arztkommunikation haben wurde in der qualitativen Studie 2 untersucht, indem sequentielle Zusammenhänge zwischen der Meinungsäußerung von Patienten (Meinung, Zustimmung, Widerspruch) und Arztverhaltensweisen untersucht wurden. Auffallend ist, dass Patienten selten widersprachen und Meinungsäußerungen besonders in der Stichprobe mit chronischen Rückenschmerzpatienten häufig durch eine Frage des Behandlers nach der Meinung des Patienten ausgelöst wurden. Obwohl Behandler Meinungsäußerungen von Patienten normalerweise zur Kenntnis nahmen, reagierten sie in den meisten Fällen nicht mit Zustimmung oder Widerspruch. Dies hat zur Folge, dass die Äußerung von Meinung in diesen Fällen nicht zu einer Diskussion führt und keine gemeinsame Entscheidungsfindung stattfand.

Die Ergebnisse der qualitativen Studien 1 und 2 dienten auch der Generierung von Inhalten für einen Patienten-Fragebogen zur Erfassung von Kommunikationskompetenzen von Patienten in Arztgesprächen („KoKo-Fragebogen“). Nach einem kognitiven Pretest  in der qualitativen Studie 3 wurde der KOKO-Fragebogen in der quantitativen Studie 1 für die psychometrische Testung N=1.264 Patienten mit chronisch-ischämischer Herzkrankheit, Brustkrebs oder chronischen Rückenschmerzen vorgelegt. Der Fragebogen zeigt gute Verteilungseigenschaften. Alle drei Skalen sind eindimensional, reliabel, zeigen nur geringe lokale Abhängigkeit und genügen den Anforderungen des Rasch-Modells. Keines der Items zeigte DIF.

Aufbauend auf Ergebnissen dieses Projekts und auf Modul 3 „Die Kommunikation mit Behandlern“ der Patientenschulung „Aktiv in der Reha“ (vgl. Projekt GeKo) sowie Ergebnissen einer Literaturrecherche wurde eine Patientenschulung für Kommunikations-kompetenzen in Arztgesprächen (KOKOS) entwickelt. Die Patientenschulung besteht aus zwei Modulen, die je 2 bis 2 1/2 Stunden dauern. Für die Schulung wurden verschiedene Materialien entwickelt, z. B. ein Teilnehmerheft, ein Poster und PowerPoint-Folien. Die Schulung wurde in einer Pilotstudie mit fünf Selbsthilfegruppen getestet. Die Teilnehmer haben die Schulung in allen Bewertungskriterien als „gut“ (Modul 1) bzw. „sehr gut“ bis „gut“ (Modul 2) bewertet.

Das Projekt ist Teil der zweiten Förderphase des Förderschwerpunkts „Patientenorientierung und chronische Krankheiten“ (Modul 4: Wissenschaftliche Grundlagen der versorgungsnahen Forschung). Es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projektlaufzeit: Juli 2011 – August 2014).

Kooperierende Einrichtungen:

  • Ambulante Reha-Klinik 94036 Passau
  • Ambulantes Rehazentrum Wöhrderwiese 90402 Nürnberg
  • Bückeberg-Klinik 31707 Bad Eilsen
  • Fachklinikum Brandis 04821 Brandis
  • Gesundheitszentrum Chiemgau 83278 Traunstein
  • Habichtswaldklinik 34131 Kassel-Wilhelmshöhe
  • Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen 29549 Bad Bevensen
  • Herzklinik Seebruck 83358 Seebruck
  • Klaus Miehlke Klinik 65191 Wiesbaden
  • Klinik Graal-Müritz 18181 Ostseeheilbad Graal-Müritz
  • Klinik St. Marien 63628 Bad Soden-Salmünster
  • Kurklinik Maximilianbad 88339 Bad Waldsee
  • MEDIAN Adelsberg-Klinik 99438 Bad Berka
  • MEDIAN Klinik Wismar 23968 Wismar
  • MEDIAN Weserklinik 32545 Bad Oyenhausen
  • MEDICA Klinik für ambulante Rehabilitation 04109 Leipzig
  • Mediclin Fachklinik Rhein-Ruhr 45219 Essen
  • medicos.Osnabrück 49080 Osnabrück
  • Paracelsus Klinik am See 37581 Bad Gandersheim
  • REGIO-Reha Freiburg 79098 Freiburg
  • Rehabilitations- und Therapiezentrum 02625 Bautzen
  • Rehabilitationsklinik Lautergund  96231 Bad Staffelstein
  • Rehabilitationsklinik Märkische Schweiz 15377 Buckow
  • Reha-Klinik Dahlener Heide  04774 Dahlen-Schmannewitz
  • REHA-Tagesklinik im Forum Pankow 13187 Berlin
  • Rehazentrum Bayerisch Gmain 83457 Bayerisch Gmain
  • Rehazentrum Oberharz 38678 Clausthal-Zellerfeld
  • Reha-Zentrum Ückeritz 17459 Ückeritz
  • Rheingau-Taunus-Klinik 65307 Bad Schwalbach
  • Rheintal-Klinik 79189 Bad Krozingen
  • St. Georg Vorsorge- und Rehabilitationskliniken 79862 Höchenschwand
  • Strandklinik Ostseebad Boltenhagen 23946 Boltenhagen
  • Vinzenz Klinik 73342 Bad Ditzenbach
  • Zentrum für ambulante Rehabilitation  18057 Rostock
  • Zentrum für ambulante Rehabilitation 70182 Stuttgart

Schriftpublikationen

  • Farin, E., Schmidt, E. & Gramm, L. (2014). Patient communication competence: De-velopment of a questionnaire and predictors of communication competence. Patient Education and Counseling. 94, 342-350.
  • Schmidt, E., Schöpf, A.C. & Farin, E. (2014). Schulung stärkt die Patienten. Deutsches Ärzteblatt, 111(39), A-1646 / B-1414 / C-1346.
  • Schöpf, A.C., Puy, L., Schmidt, E. & Farin, E. (in Vorbereitung). Lag-analysis of doctor-patient communication.
  • Oberschelp, S.-L., Schöpf, A.C. & Farin, E. (in Vorbereitung). Sequenzanalysen von Aufnahmegesprächen in der kardiologischen Rehabilitation.
Kontakt

Ksenija Fahrländer

Hugstetter Str. 49
79106 Freiburg
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